Alle reden von Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. Dahinter steht eine neue Technologie für den Datenaustausch: Die sogenannte Blockchain könnte nicht nur das Bankwesen verändern, sondern auch die Art, wie wir Informationen austauschen und Verträge schließen.
17.000 Euro sind viel Geld: Dafür hättest du dir Ende 2017 zum Beispiel rund 500 Gramm reines Gold kaufen können, ein dickes Aktienpaket, ein schönes Kunstwerk, das vielleicht noch im Wert steigt – oder einen einzigen Bitcoin. Am 16. Dezember 2017 erreichte die bekannte Kryptowährung ihren bisherigen Höchststand von fast 20.000 US-Dollar (damals umgerechnet ca. 17.000 Euro). Doch derartige Spitzenwerte sind längst Geschichte. Seit Mitte November letzten Jahres steht die digitale Währung wieder unter 5000 US-Dollar. Doch was genau – außer ein paar Bits und Bytes – bekommt man eigentlich für sein Geld, wenn man die Kryptowährung kauft?
Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum, Litecoin oder Ripple basieren auf der sogenannten Blockchain. Dabei handelt es sich um eine alternative Technologie für den nachprüfbaren Datenaustausch im Netz. Vereinfacht ausgedrückt funktioniert die Blockchain wie ein digitales Konto- oder Kassenbuch, in dem Online-Transaktionen nach bestimmten Regeln gespeichert werden. Das Besondere dabei: Das Kassenbuch wird nicht in einer einzigen zentralen Datenbank geführt. Die relevanten Daten werden stattdessen, verteilt auf vielen Rechnern einer dezentralen Community, gleichzeitig geprüft und gespeichert.
Innerhalb eines Blockchain-Netzwerkes können alle Teilnehmer unmittelbar und ohne zentrale Kontrollinstanz miteinander Geschäfte machen. Anders als in unserer heutigen Welt ist keine Bank, Behörde oder Online-Plattform wie Paypal, eBay oder Uber vorhanden, um Transaktionen der Teilnehmer durch eigene Prüf- und Sicherheitsmechanismen zu überwachen und zu bestätigen. Das klingt zwar ungewohnt und irgendwie unsicher – doch als Grundlage virtueller Währungen sind beim Blockchain-Prinzip automatische Sicherheitsvorkehrungen eingebaut. Und das geht so: Jede neue Transaktion, zum Beispiel ein Bitcoin-Kauf, sorgt für einen neuen Eintrag im dezentralen Kassenbuch. Dazu wird mittels Kryptotechnologie, einer Verschlüssungstechnologie, ein alphanumerischer Code – Block – generiert. Dieser basiert dabei auf dem Code des vorherigen Eintrags. So entsteht eine Block-Kette, also eine Blockchain, in der sich alle bisherigen Einträge niederschlagen.
Bevor ein neuer Eintrag gespeichert wird, müssen alle an der jeweiligen Blockchain beteiligten Server bestätigen, dass die Kette intakt ist. Betrüger können also normalerweise nicht einfach eine einzelne Transaktion fälschen, sondern müssten auf sehr vielen Rechnern an unterschiedlichen Standorten gleichzeitig die komplette Code-Kette manipulieren. Das erfordert in der Regel eine enorme Rechenpower. Doch noch muss die neue Technologie ihre Sicherheit erst beweisen. Je mehr es zu holen gibt, desto mehr Aufwand werden potenzielle Angreifer betreiben.
Für Kryptowährungen wie Bitcoin heißt das: Auch wenn sie im Gegensatz zu Noten und Münzen nicht von unbestechlichen Nationalbanken in Umlauf gebracht werden, sondern von Privatpersonen (sogenannten Minern) nach mathematischen Verfahren und mit sehr viel Rechnerleistung „geschürft“ werden, sind sie aufgrund der Blockchain-Technologie ähnlich fälschungssicher wie Bargeld oder Bankguthaben. Wie bei Gold und anderen Edelmetallen ist ihr Vorkommen begrenzt, was bei steigender Nachfrage die Kurse kräftig in die Höhe treiben kann. Das lockt Anleger, aber Vorsicht: Im Vergleich zu etablierten Märkten, beispielsweise Rohstof- und Wertpapierbörsen, ist der junge, kaum regulierte Markt für Kryptowährungen sehr heftigen Schwankungen unterworfen. Investments in Kryptowährungen sind also keineswegs der sichere Weg zum Reichtum, sondern hochgradig riskant.
Trotzdem werden wir in Zukunft sicherlich noch viel von der Blockchain-Technologie hören. Sie stellt die Grundlage für smarte, sich selbst überwachende Verträge ohne die üblichen Gebühren dar. Angefangen vom Verkauf des eigenen PKW über den direkten Handel mit selbsterzeugtem Öko-Strom in der Nachbarschaft bis hin zur Ausgabe von digitalen Anteilen zur Finanzierung der eigenen Geschäftsidee gibt es dafür viele spannende Einsatzmöglichkeiten.
Schritt 1: Für den Verkauf seines Autos verwendet Paul einen Smart Contract in einem Blockchain-System, den er mit seinem privaten Schlüssel 12345 unterzeichnet. Die Bedingungen des Verkaufs definiert er wie folgt: „Wenn 20.000 EUR an mein Konto 12345 geschickt wurden, dann übertrage automatisch die Kfz-ID 98765Z und gewähre demjenigen Zugriff, der das Geld überwiesen hat.“
Schritt 2: Paul hat sein Auto in einer Garage mit einem Smart Contract und einem intelligenten Smart-Lock-System gesichert. Das Auto hat seine eigene Kfz-ID 98765Z in der Blockchain.
Schritt 3: Emma findet Pauls Verkaufsangebot im Internet. Sie unterschreibt den Smart Contract mit ihrem privaten Schlüssel 333444 und überweist 20.000 EUR an Pauls privaten Schlüssel 12345 in der Blockchain.
Schritt 4/5: Der Smart Contract wird an jedem Knoten des Blockchain-Netzwerks dahingehend überprüft, ob Paul zum Verkauf des Autos berechtigt ist und ob Emma genug Geld hat, um Paul zu bezahlen.
Schritt 6: Emma kann das Auto nun abholen, indem sie das Smart-Lock-System mit ihrem privaten Schlüssel entriegelt.