Wie kann ich mich vor der Inflation schützen?

Die steigende Inflation sorgt derzeit dafür, dass Ersparnisse immer schneller an Wert verlieren. Wer den Preissteigerungen trotzen möchte, sollte sein Geld selbstbestimmt und geschickt anlegen.  

Inflation in Deutschland

Beim Blick auf die aktuellen Preise fällt es den meisten auf. Ob Konsumgüter, Strom oder Benzin: Vieles ist deutlich teurer geworden. Die Inflationsrate ist in Deutschland seit Monaten so hoch wie schon seit 30 Jahren nicht mehr. Laut dem Statistischen Bundesamt lag die Teuerung im Februar 2023 bei 8,7 Prozent, die Haushaltsenergiepreise lagen sogar um 32,2 Prozent höher als im Vorjahreszeitraum.  

Für Sparerinnen und Sparer ist das besorgniserregend. Da es seit Jahren auf Spareinlagen keine nennenswerten Zinsen gibt, wächst die Kaufkraft des Vermögens nicht, das auf einem Festgeldkonto oder einem Sparbuch geparkt ist. Stattdessen müssen Sparende dabei zusehen, wie das Geld weiter an Kaufkraft verliert. Wer zum Beispiel 2022 einen Gebrauchtwagen kaufen wollte, musste laut ADAC durchschnittlich 18.800 Euro investieren. Nur ein Jahr zuvor waren es insgesamt 3.000 Euro weniger gewesen.

Verbraucherinnen und Verbraucher sind demnach gut beraten, ihre Investitionen zeitnah zu planen und Geldanlagen effektiv zu nutzen. Wer sein Vermögen inflationssicherer machen will, hat dafür ein Potpourri an Möglichkeiten zur Hand.

Wie gelingt der Einstieg in Aktien?

Wer die Inflation schlagen möchte, tut dies am besten mit einer Anlageform, bei der die Rendite über der Inflationsrate liegt. Das kann zum Beispiel trotz aller Risiken mit Aktien erreicht werden. Dabei handelt es sich um Anteile an Unternehmen, die als Aktiengesellschaften (AG) firmieren. Wer Aktionärin oder Aktionär eines Unternehmens ist, besitzt also quasi einen Teil dieser AG. Eine AG arbeitet im Auftrag ihrer Eigentümergemeinschaft (Aktionärinnen und Aktionäre) und versucht, mit der Geschäftstätigkeit möglichst erfolgreich zu wirtschaften und sich zu entwickeln. Aktien werden meist an der Börse gehandelt. Um diese Anteile kaufen oder verkaufen zu können, benötigen Anlegerinnen und Anleger gewöhnlich ein Depot bei einem Onlinebroker oder bei einer (Depot-)Bank. Für das Depot zahlen sie in der Regel eine monatliche Gebühr, beim Kauf und Verkauf der Anteilsscheine können zusätzlich Ordergebühren anfallen.

Wer Anteile besitzt, hat bei positiven Unternehmensergebnissen die Möglichkeit, mithilfe von Aktien auf zwei Arten Gewinne einfahren:

  1. Einerseits profitiert man davon, wenn der Kurs der Anteilsscheine steigt. Wer eine Aktie zum Beispiel für 20 Euro kauft und sie fünf Jahre später für 30 Euro weiterverkauft, macht somit ein Plus mit einem Wertezuwachs von 50 Prozent. Unternehmen können versuchen, eine Steigerung des Aktienkurses positiv zu beeinflussen, indem sie erzielte Gewinne in weitere Projekte oder die Gewinnung neuer Marktanteile reinvestieren. Das sind klassischerweise Unternehmen im Wachstum (sogenannte Growth-Titel).
  2. Andererseits können Kapitalanlegende an den Gewinnen der Unternehmen teilhaben, viele schütten diese anteilig nämlich in Form von Dividenden an die Aktionärsgemeinschaft aus. Bei etablierten und „gesättigten“ Geschäftsmodellen ist dies häufig der sinnvollere Weg. So bekommen die Aktionärinnen und Aktionäre direkt und immer wieder etwas von den Früchten des wirtschaftlichen Erfolges ab (zum Beispiel Value Titel).

Diese Gewinnbeteiligungen zahlen Unternehmen pro Aktie aus, die einen vierteljährlich, andere nur einmal im Jahr. Soweit möglich, geben Unternehmen Preissteigerungen an ihre Kundinnen und Kunden weiter. Je leichter dies Unternehmen fällt, desto weniger leiden ihre Gewinne unter der Inflation. Wer also derzeit in Unternehmen mit Preissetzungsmacht investiert, kann sich die Inflation zur Verbündeten machen.

Allerdings: Geld in einzelne Aktien zu investieren ist mit erheblichem Risiko verbunden und erfordert viel Wissen über die zugrundeliegenden Geschäftsmodelle und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen. Für die meisten Privatanlegerinnen und -anleger empfiehlt es sich daher, ihr Kapital möglichst breit zu streuen, beispielsweise über Aktienfonds. Denn auch Fonds streuen das Kapital auf viele verschiedene Aktien. Das gilt für ETFs genauso wie für aktiv gemanagte Fonds.

Vermögensaufbau mit ETFs

Exchange-Traded Funds (ETFs) bilden jeweils einen Börsenindex ab. Hier ein Beispiel: Mit einem ETF auf den Aktienindex „MSCI World“ können Interessierte beispielsweise an der Wertentwicklung von hunderten Unternehmen aus vielen verschiedenen Ländern teilhaben. ETFs benötigen in der Regel keine Fondsmanagerin und keinen Fondsmanager, trotzdem fallen Kosten an: Verwaltungsgebühren, Transaktionsgebühren, Kosten für das Depot ebenso wie Lizenz- und Vertriebsgebühren. Diese sind in der Gesamtkostenquote (TER) zusammengefasst und liegen meist bei ungefähr 0,5 Prozent. Im langfristigen Durchschnitt konnten Anlegerinnen und Anleger historisch mit breit gestreuten Aktieninvestments eine jährliche Rendite von 8 Prozent erwarten. *

*Quelle: Deutsches Aktieninstitut in Publikation "50 Jahre Aktienrendite": Wer seit 1950 in DAX-Aktien angelegt hat, erwirtschaftete eine Wertentwicklung von 8,6 Prozent im langjährigen Mittel.

Investition in aktiv gemanagte Fonds

Alternativ können Kapitalanlegende ihr Vermögen auch in einem klassischen Investmentfonds anlegen. Dabei investiert ein professionelles Fondsmanagement das Geld in eine Reihe unterschiedlicher Wertpapiere. So können Anlegende die Aktienauswahl einer Fachkraft überlassen, dabei aber trotzdem breit streuen. Insbesondere in schwierigen Marktphasen oder wenig transparenten Wirtschaftsregionen kann ein Fondsmanagement Mehrwerte erzielen und seinen Vergleichsindex nach Kosten übertreffen. Die Möglichkeit, aktiv und situationsbezogen Aktien auszuwählen oder gerade nicht in den Fonds zu kaufen, lässt sich dabei auch als Risikomanagement verstehen.

Diese Alternative hat allerdings auch ihren Preis: Die Gebühren variieren von Fonds zu Fonds, liegen aber oft bei ungefähr 1,5 Prozent. Im Gegensatz zu ETFs sind darin allerdings auch die Beratungskosten enthalten. Zudem gibt es hier in der Regel keine Transaktionskosten. Bei einigen Fonds reichen die Kosten auch über 2 Prozent.

Gut zu wissen: Die fondsinternen Kosten (Verwaltungsvergütung und Managementkosten sowie Teile der Beratungskosten) sind im Chartbild eines aktiven Investmentfonds in der Regel bereits enthalten.

Langer Anlagehorizont ist wichtig

Egal ob bei einzelnen Aktien oder Fondsinvestments: Zwar steigen die Kurse an den Börsen nach bisheriger Erfahrung langfristig. Kapitalanlegende sollten sich aber bewusst sein, dass diese zwischenzeitlich stark schwanken können. Damit Anteilsinhaberinnen und -inhaber auch Crashphasen gut überstehen, ist ein langer Anlagehorizont wichtig. Eine Anlagedauer von bis zu drei Jahren gilt als kurzer Zeitraum, bei drei bis fünf Jahren spricht man von einem mittleren Zeitraum und alles darüber hinaus gilt als langer Anlagehorizont. Bei einer Anlage in den Deutschen Aktienindex (DAX) etwa war die Rendite ab einer Haltedauer von etwa zwölf Jahren in den vergangenen 50 Jahren immer im Plus. Einerseits ist es also sinnvoll, lange Zeit auf das angelegte Geld verzichten zu können. Umgekehrt hat eine Anlage in Anteilsscheine allerdings den Vorteil, dass man sie in der Regel jederzeit verkaufen und somit wieder zu Geld machen kann. Anders als ein Haus, lässt sich ein Fonds zum Beispiel durch wenige Mausklicks am Rechner veräußern.

Grundsätzlich empfiehlt es sich, die Geldanlage zu diversifizieren – also breit zu streuen, statt auf eine Anlageklasse oder ein einzelnes Wertpapier zu setzen.

Immobilien als Kapitalanlage: Eigennutzung und Vermietung

Traditionell gelten auch Immobilien als guter Schutz gegen die Teuerung. Denn bei hoher Inflation steigen gewöhnlich auch die Immobilienpreise. Wer ein Haus oder eine Wohnung über einen Kredit finanziert, gewinnt unter Umständen sogar doppelt: Durch die Geldentwertung sinkt der Wert der Schulden, während der Kreditzins gleich bleibt.

Auch unabhängig von der Inflation haben sich die Preise für Wohnimmobilien in den vergangenen Jahren steil nach oben entwickelt. Laut Daten des Statistischen Bundesamts sind diese zwischen den Jahren 2010 und 2021 bundesweit um rund 84 Prozent gestiegen – so stark wie noch nie. Einige Fachleute gehen davon aus, dass die Preise von Immobilien in den kommenden ein bis zwei Jahren noch steigen, danach aber stagnieren oder fallen könnten. Da die Preise für Wohneigentum vor allem in den Metropolen zuletzt viel drastischer stiegen als die Mieten, ist es für Investierende aktuell schwierig, mit einer vermieteten Immobilie auskömmliche Renditen zu erzielen. Fachleute rechnen mit 2,5 bis 3 Prozent im Jahr. Weil Kapitalanlegerinnen und Kapitalanleger aber Steuervorteile genießen und Mieterinnen und Mieter durch die Zahlung von Mieten am Vermögensaufbau indirekt beteiligen, erscheint vielen ein Investment in Immobilien dennoch attraktiv.

Hinzu kommt: Wenn die Preise für Baustoffe und Dienstleistungen steigen, müssen Vermietende auch tiefer für Instandhaltungskosten in die Tasche greifen. Besonders relevant ist das bei unsanierten Altbauwohnungen. Eine Immobilie funktioniert somit nicht immer als solider Inflationsschutz. Ob die Rechnung aufgeht, hängt immer von vielen Faktoren ab, unter anderem von der Lage, der Qualität der Wohnung, der nachhaltigen Vermietbarkeit oder der Wertentwicklung des Objekts, die vorab niemand sicher voraussagen kann.

Seit Jahresbeginn 2022 sind außerdem die Bauzinsen kräftig angestiegen. Diese Entwicklung könte sich aufgrund der hohen Inflation fortsetzen, erwarten einige Fachleute. Genau vorhersehen kann die Zinsentwicklung niemand. Wer auf Nummer sicher gehen will, kann sich die aktuell günstigen Kreditkonditionen mithilfe eines Forward-Darlehens für die Zukunft sichern. Das kostet eine Gebühr, den sogenannten Forward-Aufschlag. Ob sich das gelohnt hat, wissen Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer allerdings erst hinterher.

Wer seine Immobilie selbst nutzt, muss zudem langfristig mit Kosten für die Instandhaltung der eigenen vier Wände rechnen. Für Selbstnutzende spielen Preisschwankungen auf dem Immobilienmarkt aber unter Umständen eine etwas geringere Rolle, da viele Menschen ihr Eigenheim bis ins Alter bewohnen.

Ist Gold eine sinnvolle Geldanlage?

Währungen kommen und gehen, doch Gold war schon bei den alten Römern Zahlungsmittel – und hat auch heute noch seinen Wert. Darum sehen viele Menschen Gold als geeigneten Schutz gegen die steigende Inflationsrate. Sparende können auf verschiedene Weise in das Edelmetall investieren, zum Beispiel in Form von Münzen oder Goldbarren. Als Voraussetzung sind geeignete Aufbewahrungsmöglichkeiten ratsam, um das Gold vor Diebstahl zu schützen. Möglich ist zum Beispiel eine ggf. kostenpflichtige Lagerung in einem Tresor bei einer Bank. Alternativ können Kapitalanlegende auch in Exchange-Traded Commodities (ETCs) investieren. Sie verbriefen den Wert einer bestimmten Menge Gold und geben Anspruch auf eine physische Lieferung des Edelmetalls.

Anlegerinnen und Anleger sollten allerdings bedenken, dass Gold weder Zinsen noch Dividenden ausschüttet. Die Rendite ist bei einem Goldinvestment also einzig und allein von der Entwicklung des Goldpreises abhängig. Dieser hat zwar in den vergangenen fünf Jahren um rund 73 Prozent zugelegt, doch das muss nicht so bleiben. Die Vergangenheit hat gezeigt, dass der Goldpreis starken Schwankungen unterliegt und auch sinken kann.

Vermögensaufbau. Neu gedacht.

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