D&O-Versicherung – die Versicherung für das Führungspersonal in Unternehmen

Wenn Entscheidungsträgerinnen und -träger eines Unternehmens ihre Pflichten verletzen, können ihnen hohe Schadensersatzforderungen drohen. Die D&O-Versicherung kann vor diesen Konsequenzen schützen und so private finanzielle Katastrophen verhindern.

D&O-Versicherung – einfach erklärt

  • Versicherungsschutz für das Management von Unternehmen (z. B. Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, Vorstände, Aufsichtsräte)
  • Schutz vor den Folgen unbeabsichtigter beruflicher Fehler
  • Schutz vor hohen privaten finanziellen Risiken
  • Bilanzschutz für den Betrieb

Definition: Was ist eine D&O-Versicherung?

Die D&O-Versicherung ist eine spezielle Vermögensschaden-Haftpflichtversicherung. Die Abkürzung „D&O“ steht für „Directors and Officers Liability Insurance“. Als Erstes in den USA etabliert, trägt eine D&O-Versicherung dem Umstand Rechnung, dass die Geschäftsführung, leitende Angestellte und Aufsichtsorgane eines Unternehmens bei Verletzungen ihrer Pflichten mit ihrem Privatvermögen haften können.

D&O-Versicherungen werden in der Regel von Unternehmen zugunsten ihrer entscheidungstragenden Führungskräfte abgeschlossen, zum Beispiel für Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer, Vorstandsmitglieder, Mitglieder des Aufsichtsrats oder Beirats sowie Personen mit Prokura. Für Management und Aufsichtsorgane besteht dann ein gemeinsamer Versicherungsschutz.

Es gibt aber auch Szenarien, in denen es sinnvoll ist, wenn Geschäftsführerinnen und Geschäftsführer sowie andere Entscheidungsträgerinnen und -träger zusätzlich persönliche D&O-Versicherungen abschließen. Das ist beispielsweise dann der Fall, wenn eine Einzelperson individuell besser und passgenauer geschützt werden möchte, als das mit der gemeinschaftlichen Versicherung des Unternehmens möglich wäre.

Abgesichert werden die Folgen beruflichen Fehlverhaltens. Je nach Ausgestaltung kann die Versicherung bei Ansprüchen des Unternehmens gegen eine Führungskraft (Innenhaftung) und bei Ansprüchen, die durch Dritte geltend gemacht werden (Außenhaftung), vor Risiken schützen.

D&O-Versicherungen können ebenfalls sinnvoll für Entscheidungsträgerinnen und -träger von Stiftungen, Verbänden, Vereinen u. Ä. sein.

Claims-made- vs. Verstoß-Prinzip – wichtige Unterschiede

Für Einzelpersonen ist oft ausschlaggebend, aus welcher zeitlichen Perspektive bei einer D&O-Versicherung auf ein fehlerhaftes Verhalten bzw. die Erhebung eines Anspruchs geschaut wird, denn je nachdem ergeben sich andere Geltungs- und damit Haftungszeiträume.

Bei D&O-Versicherungen gilt in der Regel das sogenannte Claims-made-Prinzip, was bedeutet, dass der Versicherungsfall erst dann eintritt, wenn erstmalig Ersatzansprüche geltend macht werden – entweder von einem Dritten oder dem Unternehmen, für das die betroffene Person tätig ist. Das fehlerhafte Verhalten kann also schon Jahre vorher stattgefunden haben.

Die Versicherung greift nur dann, wenn der Versicherungsfall in den versicherten Zeitraum fällt. Werden Ersatzansprüche außerhalb des versicherten Zeitraums geltend gemacht, etwa nach Austritt aus dem Unternehmen, kann die D&O-Versicherung, je nach Ausgestaltung der Nachhaftung, nicht greifen.

Ein Beispiel:

Frau Arndt war Vorstandsmitglied von 2000 bis 2020. Sie war sowohl durch die D&O-Versicherung ihres früheren Unternehmens geschützt, bei der das Claims-made-Prinzip galt, als auch durch eine persönliche D&O-Versicherung mit sogenanntem Verstoß-Prinzip (siehe unten).

Im Jahr 2018 unterlief ihr ein Fehler, der aber erst 2022 zu einer Geltendmachung von Ersatzansprüchen führte. Frau Arndt ist nach dem Claims-made-Prinzip der Firmen-D&O-Versicherung nicht mehr geschützt, da sie bereits 2020 aus dem Unternehmen ausschied.

Beim Verstoß-Prinzip muss die Pflichtverletzung im Versicherungszeitraum erfolgt sein – unabhängig davon, wann tatsächlich ein Anspruch geltend gemacht wird.

Nach dem Verstoß-Prinzip, nach dem sich Frau Arndt bei ihrer persönlichen D&O-Versicherung versicherte, sorgte diese für den Schutz von Frau Arndt auch im Jahr 2022.

Anmerkung: Dieses Beispiel geht der Einfachheit halber davon aus, dass die betreffende D&O-Versicherung weder eine Nachhaftungsfrist noch eine Rückwärtsversicherung beinhaltet. Zu diesen beiden Punkten weiter unten mehr.

Beispiele, wann eine D&O-Versicherung greifen kann

In folgenden Schadensbeispielen wird der Schaden in der Regel von der D&O-Versicherung abgedeckt:

Beispiel für die Innenhaftung:

Die Innenhaftung tritt ein, wenn Organmitglieder (z. B. Mitglieder von Geschäftsführung oder Vorstand) vom eigenen Unternehmen auf Schadensersatz in Anspruch genommen werden.

Beispiel: Ein Geschäftsführer hört in einem Internetforum von einer Immobilienkrise und verkauft die Immobilien zu einem leicht verringerten Preis. Zwei Wochen später steigen die Preise unerwartet. Die Gesellschafterversammlung macht Ansprüche geltend, weil sie meint, der Geschäftsführer habe dem Gesellschaftsvermögen geschadet und dabei fahrlässig gehandelt.

Beispiel für die Außenhaftung:

Bei der Außenhaftung geht es um die unmittelbare Haftung eines Unternehmensorgans gegenüber Dritten, etwa gegenüber der Kundschaft, gegenüber Geschäftspartnerinnen und -partnern, Lieferantinnen und Lieferanten, Sozialversicherungsträgern oder Finanzbehörden.

Beispiel: Die G-GmbH befindet sich in wirtschaftlicher Schieflage. Das Finanzamt macht Ansprüche wegen steuerrechtlicher Versäumnisse gegen Geschäftsführerin Frau Arndt geltend, da die G-GmbH bereits vermögenslos ist. Im Nachgang stellt sich heraus, dass Frau Arndt kein Verschulden getroffen hat.

Beispiel, warum eine persönliche D&O-Versicherung sinnvoll ist:

Frau Arndt aus dem Beispiel im vorigen Abschnitt konnte durch ihre persönliche D&O nach Verstoß-Prinzip private Zahlungen für Ansprüche aus einer früheren Beschäftigung vermeiden.

Was leistet eine D&O-Versicherung?

Der Versicherungsschutz der D&O-Versicherung umfasst folgende Leistungen:

  • Ausgleich von finanziellen Schäden im Innen- und Außenverhältnis bis zur vereinbarten Versicherungssumme
  • Abwehr unberechtigter Ansprüche durch Übernahme von Anwalts- und Gerichtskosten. Dieser sogenannte passive Rechtsschutz ist wichtig, weil für Betroffene häufig die Beweislastumkehr gilt, d. h. sie müssen selbst beweisen, dass sie keinen Fehler begangen haben oder dass eine strittige Entscheidung richtig war.

Diese Ergänzungen gibt es für die D&O-Versicherung:

  • Nachhaftungsfrist: Die Nachhaftungsfrist verlängert den Versicherungsschutz der D&O-Versicherung über das Vertragsende hinaus. Sie greift bei Schadensersatzansprüchen, die nach Beendigung des Versicherungsvertrags geltend gemacht werden, aber auf Pflichtverletzungen während der Vertragslaufzeit zurückzuführen sind (Claims-made-Prinzip). Die Länge der Nachhaftungsfrist variiert je nach Versicherer. In der Regel deckt sie Zeiträume zwischen zwölf Monaten und fünf Jahren ab, in seltenen Fällen ist sie unbegrenzt.
    Tipp: Vor Abschluss einer persönlichen D&O-Versicherung sollten Sie für einen lückenlosen Versicherungsschutz besonders auf die Regelungen zur Nachhaftung achten.
  • Rückwärtsversicherung: Die Rückwärtsversicherung bietet Versicherungsschutz für Pflichtverletzungen, die vor Beginn des Versicherungsvertrags begangen wurden, aber erst während der Vertragslaufzeit zu einem Schaden führen. Voraussetzung ist, dass die Pflichtverletzungen bei Vertragsabschluss nicht bekannt waren.
  • Möglichkeit der schnellen und außergerichtlichen Einigung: Kosten für Mediation oder Schlichtung sind im Regelfall durch die Versicherung gedeckt. So lassen sich etwa Imageschäden durch öffentliche Gerichtsverfahren vermeiden.
  • Freie Anwaltswahl: Die oder der Versicherte kann grundsätzlich einen eigenen Anwalt oder eine eigene Anwältin wählen.
Die D&O-Versicherung deckt ab: unter anderem Fristversäumnis, Warenlieferung ohne Sicherheit
Die D&O-Versicherung deckt ab: unter anderem Fristversäumnis, Warenlieferung ohne Sicherheit

Wann greift eine D&O-Versicherung nicht?

Die D&O-Versicherung greift in folgenden Fällen nicht:

  • bei grob fahrlässig oder vorsätzlich begangenen Pflichtverletzungen. Ebenfalls greift sie nicht bei Straftaten Straftaten.
  • bei Schäden im operativen Geschäft (z. B. Maschinenausfälle, Qualitätsmängel, ineffiziente Arbeitsprozesse, Datenverluste durch Hackerangriffe)
  • wenn zum Zeitpunkt der Anspruchserhebung kein Versicherungsschutz mehr besteht (Claims-made-Prinzip)
  • wenn Ansprüche erst nach Ablauf der Nachhaftungsfrist geltend gemacht werden
  • bei Pflichtverletzungen vor Vertragsabschluss, wenn keine Rückwärtsversicherung vereinbart wurde

Was kann eine D&O-Versicherung kosten?

Die Kosten einer D&O-Versicherung unterscheiden sich je nach Tarif und gewünschtem Leistungsumfang und werden von mehreren Faktoren beeinflusst:

  • Versicherungssumme: Die Höhe der gewählten Deckungssumme ist einer der wichtigsten Einflussfaktoren auf die Prämie. Bei Firmenpolicen teilen sich oft mehrere Personen die vereinbarte Deckungssumme. Das sollte bei der Wahl der Versicherungssumme beachtet werden.
  • Unternehmensgröße: Der Jahresumsatz oder die Bilanzsumme des Unternehmens spielen eine wesentliche Rolle bei der Höhe der Versicherungsprämie.
  • Branche: Unterschiedliche Branchen haben verschiedene Risikolevels, die sich auf die Kosten auswirken.
  • Individuelle Risiken: Die spezifischen Risiken, die mit der Tätigkeit der Führungskräfte verbunden sind, beeinflussen die Höhe der Kosten für die D&O-Versicherung.

Unter Umständen können auch weitere Faktoren Einfluss auf die Höhe der Prämie nehmen:

  • Unternehmensalter: Etablierte Unternehmen mit viel Erfahrung zahlen mitunter günstigere Prämien als jüngere Firmen.
  • Laufzeit des Vertrags: Bei längeren Laufzeiten werden oft Rabatte gewährt, beispielsweise 10 bis 20 % bei einer dreijährigen Laufzeit.
  • Leistungsumfang: Zusätzliche Leistungen und deren Ausgestaltung können den Preis erhöhen.
  • Finanzielle Situation: Die aktuelle finanzielle Lage des Unternehmens beeinflusst eventuell ebenfalls die Kosten.
  • Vorversicherungen und Vorschäden: Diese werden unter Umständen ebenfalls bei der Preisgestaltung berücksichtigt.

Was eine D&O-Versicherung letztlich kostet und welche Leistungen in Ihrem individuellen Fall besonders wichtig sind, besprechen Sie am besten mit Profis, die Ihnen eine passgenaue D&O-Versicherung zusammenstellen.

Bei tecis steht Ihnen ein Netzwerk von Spezialistinnen und Spezialisten zur Seite, das mit seiner Expertise und den richtigen Produkten dafür sorgt, dass Ihre persönliche D&O-Versicherung perfekt auf Ihre Belange und Bedürfnisse abgestimmt wird. 

Das sind die Vorteile einer persönlichen D&O-Versicherung

  • Einzelpersonen mit viel Verantwortung können sich zusätzlich mit einer persönlichen D&O-Versicherung vor hohen privaten finanziellen Risiken, die im schlimmsten Fall existenzbedrohend sein können, schützen.
  • Bei einer persönlichen D&O auf Basis des Verstoß-Prinzips kommt es nicht auf den Zeitpunkt an, an dem der Schaden eingetreten ist, und auch nicht darauf, wann der Schaden geltend gemacht wird. Wichtig ist stattdessen der Zeitpunkt der Pflichtverletzung, die den Versicherungsfall auslöst. Allerdings bietet nicht jeder Versicherer eine persönliche D&O-Versicherung an, bei der das Verstoß-Prinzip gilt. Eine ausführliche Recherche oder Beratung ist deshalb sinnvoll, wenn Ihnen das Verstoß-Prinzip wichtig ist.
  • Die Deckungssumme der persönlichen D&O steht alleinig Ihnen als Versicherungsnehmerin oder Versicherungsnehmer zur Verfügung – Sie müssen sie also nicht mit anderen teilen, wie dies bei einer Unternehmens-D&O der Fall ist.
  • Sie machen sich unabhängig von Entscheidungen des Unternehmens, auf die Sie kaum Einfluss haben – egal, ob es etwa um die Wahl des Versicherers generell geht, um die Deckungssumme oder um Belange rund um Nachhaftungspflicht und Rückwärtsversicherung.
  • Die persönliche D&O-Versicherung ermöglicht, mehrere Mandate von verschiedenen Unternehmen über einen einzigen Versicherungsvertrag abzusichern. Wenn Sie etwa in mehreren Unternehmen Positionen in der Geschäftsführung, im Vorstand oder im Aufsichtsrat innehaben, können Sie all diese Tätigkeiten mit einer einzigen persönlichen D&O-Versicherung abdecken.

Das sind die Vorteile einer Unternehmens-D&O

  • Bereits die Kenntnis des Bestehens einer D&O-Versicherung kann in Unternehmen zu einem weniger angespannten Verhältnis zwischen Gesellschaft und Geschäftsführung führen. Im Schadens- und Haftungsfall wird die Firmenreputation geschützt, indem gerichtliche Auseinandersetzungen vermieden werden können.
  • Die Unternehmensbilanz kann geschützt werden.
  • Eine Rückwärtsversicherung kann das Unternehmen vor nicht bekannten Pflichtverletzungen einer versicherten Person schützen, wenn die Pflichtverletzung vor Beginn des Vertrags begangen wurde und zu einem späteren Zeitpunkt zum Versicherungsfall wird.

Fazit: Was bringt eine D&O-Versicherung?

Die Bedeutung der D&O-Versicherung ist nicht zu unterschätzen, denn sie schützt vor finanziellen Katastrophen, die aus Nachlässigkeit entstehen.

Häufig gestellte Fragen zur D&O-Versicherung

Die D&O-Versicherung schützt Entscheidungsträgerinnen und -träger vor Vermögensschäden, die durch Verletzungen ihrer Pflichten entstehen. Grundsätzlich eingeschlossen sind fahrlässige Fehlentscheidungen, ausgeschlossen sind in der Regel grob fahrlässige bzw. vorsätzliche. Die D&O-Versicherung ist nicht nur für Unternehmen sinnvoll, sondern auch für Stiftungen, Verbände und Vereine.

Die Kosten für eine persönliche D&O können Sie im Regelfall als Werbungskosten von der Steuer absetzen. Eine Unternehmens-D&O ist im Regelfall als Betriebsausgabe absetzbar. Einzelheiten können Sie bei Ihrer Steuerberaterin bzw. Ihrem Steuerberater erfragen.

Wenn leitende Angestellte eine ihrer Pflichten verletzen und für den entstandenen Schaden haftbar gemacht werden, zahlt die D&O-Versicherung in der Regel den hieraus entstehenden Schaden. Sie schützt dabei sowohl gegen die Ansprüche Dritter wie Kundschaft, Lieferanten oder Aktionäre als auch gegen die Ansprüche durch das eigene Unternehmen.