Indexfonds – die spannende Entwicklung einer beliebten Anlageform

In Deutschland werden die Begriffe „Indexfonds“ und „ETF“ oft synonym verwendet, dabei handelt es sich um zwei unterschiedliche Anlageformen. Beide sind sich ähnlich und trotzdem sehr unterschiedlich. Dass hierzulande beide Begriffe oft in einen Topf geworfen werden, hat historische Gründe, die wir in diesem Beitrag näher beleuchten. Danach kennst du die größten Unterschiede zwischen Indexfonds und ETFs und weißt, warum ETFs in Deutschland die einfachere Wahl für Privatanlegerinnen und Privatanleger darstellen können.

Das Wichtigste in Kürze zu Indexfonds

  • Indexfonds bilden einen Börsenindex möglichst genau ab.
  • Im Gegensatz zu ETFs handelt man mit Indexfonds in der Regel nicht an der Börse.

Was sind Indexfonds? Eine Definition

Da Indexfonds nicht das Gleiche sind wie ETFs, lohnt sich ein genauerer Blick darauf, was „klassische“ Indexfonds ausmacht. An diesen Merkmalen erkennst du u. a. einen Indexfonds:

  • Indexfonds sind eine Form von Investmentfonds, die das Ziel haben, die Wertentwicklung eines bestimmten Börsenindex möglichst exakt nachzubilden.
  • Das bedeutet: Wenn bestimmte Wertpapiere im Index viel Gewicht haben, kauft der Fonds auch mehr davon. Haben Wertpapiere wenig Gewicht, kauft der Fonds entsprechend weniger. Dadurch entwickelt sich der Wert des Fonds fast genauso wie der des Index. Steigt oder fällt der Index, passiert das auch mit dem Wert des Fonds.
  • Die Auswahl und Gewichtung der Wertpapiere erfolgt nicht durch ein Fondsmanagement, sondern passt sich automatisch an den Referenzindex an.
  • Indexfonds werden also passiv verwaltet, das heißt, es gibt kein aktives Fondsmanagement, das versucht, besser als der Markt abzuschneiden („den Markt zu schlagen“). Das spart Kosten und macht die Gebühren von Indexfonds günstiger als die von aktiv gemanagten Fonds.

Das kommt dir alles schon bekannt vor? Wenn du dich schon einmal mit ETFs beschäftigt hast, bestimmt! Denn sowohl ETFs als auch Indexfonds bilden einen Börsenindex ab und werden in der Regel passiv gemanagt. Sie verursachen geringere laufende Kosten als aktiv gemanagte Fonds, da bei der Abbildung eines Index kein Chancen- und Risikomanagement notwendig ist. Es gibt aber ein paar ausschlaggebende technische Unterschiede, die wir uns im Folgenden anschauen.

Wie unterscheiden sich Indexfonds und ETFs?

Dies sind die wichtigsten Unterschiede zwischen Indexfonds und ETFs:

  Indexfonds ETFs
Handelbarkeit Indexfonds sind nicht primär börsengehandelt. Sie können nur einmal täglich direkt über die Fondsgesellschaft zum offiziellen Anteilspreis gekauft oder verkauft werden. Die  ETFs werden an der Börse gehandelt („ETF“ ist die Abkürzung von „Exchange Traded Fund“). Anlegerinnen und Anleger können sie während der Handelszeiten jederzeit kaufen oder verkaufen. Angebot und Nachfrage bestimmen fortlaufend ihren Preis.
Liquidität Bei Indexfonds kann die Fondsgesellschaft jederzeit neue Anteile ausgeben oder zurücknehmen. Das bedeutet: Wer investieren möchte, ist nicht darauf angewiesen, Käufer/-innen oder Verkäufer/-innen an der Börse zu finden, sondern kann direkt mit der Fondsgesellschaft handeln. Die Liquidität eines ETF hängt grundsätzlich vom Handelsvolumen an der Börse ab. Allerdings sorgen in der Regel Market Maker dafür, dass du als Anlegerin oder Anleger jederzeit ETF-Anteile kaufen oder verkaufen kannst, ohne lange auf eine passende Handelspartnerin oder einen passenden Handelspartner warten zu müssen. Was eigentlich ein Vorteil von ETFs ist, kann aber in bestimmten Situationen auch zum Nachteil werden: Bei geringer Marktliquidität kann es zum Beispiel passieren, dass sich der Preis verzerrt, etwa wenn in einer Krise zahlreiche Marktteilnehmerinnen und -teilnehmer gleichzeitig verkaufen wollen. Dann fällt der Preis handelsbedingt unter den rechnerischen Anteilswert des ETF.
Transparenz Indexfonds veröffentlichen die Zusammensetzung in größeren Zeitabständen, in der Regel monatlich. ETFs veröffentlichen ihre Zusammensetzung meist täglich.

Der Ursprung von Indexfonds

Klassische Indexfonds, die nicht an der Börse gehandelt werden, entstanden Anfang der 1970er Jahre in den USA. Institutionelle Anleger wie Pensionsfonds wollten Geld sparen und nicht auf aktives Fondsmanagement angewiesen sein. Indexfonds boten ihnen eine einfache, kostengünstige und breit diversifizierte Möglichkeit, die Entwicklung eines gesamten Markts oder Index nachzubilden.

Aus diesen Gründen waren Indexfonds nicht börsengehandelt:

  • Die ursprünglichen Indexfonds waren für institutionelle Anleger/-innen konzipiert, die keine tägliche Handelbarkeit benötigten, sondern langfristig investieren wollten.
  • Durch die eigene Verwaltung des Gesamtmandats bestand kein Bedarf an zusätzlichem Fondsmanagement: Der Kauf und Verkauf der Fondsanteile erfolgte direkt über die Fondsgesellschaft, was Verwaltung und Abwicklung vereinfachte und Transaktionskosten senkte.
  • Die fehlende Börsennotierung reduzierte zudem die Gefahr von spekulativem Handel und kurzfristigem „Market Timing“, also dem Versuch, durch geschicktes Kaufen und Verkaufen gute Renditen zu erzielen. Das war besonders für langfristig orientierte Anlegerinnen und Anleger wie Pensionsfonds attraktiv.

Einige Daten aus der Historie der klassischen Indexfonds für Institutionen

  • 1971: Der von Wells Fargo aufgelegte Samsonite Pension Fund war der erste Fonds, der systematisch die Wertentwicklung eines ganzen Aktienmarktes – in diesem Fall der NYSE (New York Stock Exchange) – abbildete. Trotz vieler Anfangsschwierigkeiten markierte dieser Fonds den historischen Beginn der Indexfonds-Ära.
  • 1988: Der CB German Index Fund der Luxemburger Commerzbank-Tochter CB German Index Fund Company markierte einen Meilenstein in der deutschen Investmentgeschichte, da er als erster klassischer Indexfonds in Deutschland aufgelegt wurde. Das Fondsangebot richtete sich ausschließlich an institutionelle Investoren wie Banken, Versicherungen, Pensionskassen oder große Unternehmen. 

Die ersten Publikums- Indexfonds

  • 1976: Den ersten Indexfonds für Privatanlegerinnen und Privatanleger legte man in den USA auf. Der Vanguard 500 Index Fund bildete den S&P 500 Index ab und sollte einer breiten Bevölkerungsschicht einen kostengünstigen und transparenten Zugang zu passiven Anlagemöglichkeiten bieten.
  • 1992: Den ersten deutsche Publikumsindexfonds Oppenheim DAX-Werte Fonds* bot die Oppenheim Kapitalanlagegesellschaft (Oppenheim KAG) an. Ziel dieses Fonds war es, die Wertentwicklung des DAX 30 für Privatanlegerinnen und Privatanleger nachzubilden.

Indexfonds stehen zwar heute auch Privatanlegerinnen und -anlegern zur Verfügung, aber die Zahl der zugänglichen Publikumsfonds ist gering und der Zugang nicht so leicht wie bei ETFs; meist kommen auch höhere Kosten hinzu.

Seit dem Aufkommen von ETFs sind diese wesentlich attraktiver für das Ziel, die Indexperformance nachzubilden: Du kannst zum einen aus einer Palette von über 2000 ETFs wählen. Zum anderen findest du sehr viele Informationen über die einzelnen Fonds auch im Netz – etwa im Basisinformationsblatt, das Fondsanbieter für jeden Fonds zur Verfügung stellen müssen. Und der Zugang zu ETFs ist meist sehr einfach; zum Beispiel bieten sehr viele Banken und Online-Broker Depots inklusive Zugang zu ETFs an.

Tipp: Wenn dir die Auswahl an ETFs allzu groß ist, kannst du dich gerne von unseren Profis vor Ort beraten lassen.

ETFs wurden in Deutschland erst spät aufgelegt

In Deutschland spielten Indexfonds für das breite Publikum noch nie eine große Rolle – und dann kamen „schon“ ETFs auf den Markt, die den Indexfonds relativ ähnlich sind.

Aber auch ETFs wurden in Deutschland vergleichsweise spät angeboten:

  • 1990: Als erster ETF wurde der Toronto 35 Index Participation Fund (TIPs) an der Börse von Toronto (Kanada) gelistet. Er bildete den kanadischen Toronto 35 Index ab.
  • 1993: In den USA legten State Street Global Advisors den SPDR S&P 500 ETF Trust (SPY) auf.
  • 2000: In Deutschland wurden die ersten ETFs angeboten, beginnend mit Produkten auf den Euro Stoxx 50 und den Stoxx Europe 50 an der Deutschen Börse.

Vor der Einführung von ETFs in Deutschland gab es mehrere Hürden, die die Verzögerungen verursachten:

  • Regulatorische und rechtliche Rahmenbedingungen: In Deutschland waren die gesetzlichen Voraussetzungen für börsengehandelte Indexfonds zunächst nicht gegeben: Bis 1998 verhinderten die strengen Anlagegrenzen des heute nicht mehr geltenden Investmentgesetzes (InvG, oft auch als Kaptalanlagegesetz – KaAG – bezeichnet) echte Indexfonds. Erst das Dritte Finanzmarktförderungsgesetz (3. FMFG) ließ neue Fondstypen, darunter auch Indexfonds, ausdrücklich zu und beseitigte die rechtlichen Hürden. Nun konnte der ETF-Markt endlich starten – aber das dauerte trotzdem länger als in anderen Ländern.
  • Fehlende Infrastruktur: Erst mit der Einführung des Xetra-Handelssystems an der Deutschen Börse im Jahr 1997 wurde es technisch möglich, ETFs effizient und in kleinen Stückelungen zu handeln – eine Grundvoraussetzung für den Erfolg von ETFs.
  • Geringes Interesse bei Banken und Börse: Die Deutsche Börse war damals stark von Banken geprägt, die wenig Anreiz sahen, ETFs als kostengünstige Alternative zu fördern.

Seitdem die wichtigsten Hürden überwunden sind, wächst der ETF-Markt auch in Deutschland stetig – und jedes Jahr kommen im Schnitt 250 neue ETFs** auf den Markt.

Die heutige Bedeutung von Indexfonds

Klassische Indexfonds, die nicht an der Börse gehandelt werden, spielen zwar weiterhin eine Rolle – beispielsweise in manchen betrieblichen Altersvorsorgeprodukten oder bei bestimmten institutionellen Anlegern. Sie sind aber im Privatkundensegment für die Altersvorsorge heute klar von ETFs verdrängt worden. Die meisten Privatanlegerinnen und -anleger, die einen Index nachbilden möchten, greifen z. B. aus Kostengründen und wegen der Flexibilität zum ETF.

Häufig gestellte Fragen zu Indexfonds

Klassische Indexfonds werden nicht an der Börse gehandelt, sondern direkt bei der Kapitalverwaltungsgesellschaft gekauft und verkauft. ETFs dagegen sind börsengehandelt und man kann sie laufend kaufen oder entsprechend der Nachfrage verkaufen.

Ja, über Direktbanken oder Fondsplattformen ist der Zugang möglich. Die Auswahl ist aber im Gegensatz zu ETFs wesentlich kleiner und die Kosten können höher sein.

Weil ETFs aktiv beworben werden und leichter handelbar sind. Klassische Indexfonds bleiben auch aus historischen Gründen in Deutschland im Hintergrund und werden eher von institutionellen Investorinnen und Investoren genutzt.